DGOP/DKG Initiative Orale Krebstherapie - Schulungen
- Cluster
Um ein flächendeckendes Angebot von Schulungen zur oralen Krebstherapie einführen zu können, wurde das Land in Cluster eingeteilt. Dies erleichtert den Überblick, in welchen Gebieten sich Referenten befinden, die die Schulungen anbieten können. Ziel ist es, alle Cluster mit wiederkehrenden Schulungen zu versorgen.
- DGOP-Fortbildungskampagne 2010: „Kompetente Antworten auf scheinbar einfache Fragen – Apotheken beraten onkologische Patienten“
In den Apotheken steht die pharmazeutische Beratung zu den onkologisch genutzten Wirkstoffen im Vordergrund, wozu neben der Information zur Anwendung und Wirkung auch die Beratung zu Neben- und Wechselwirkungen gehört.
Um bundesweit ein hohes Maß an Therapiesicherheit und Beratungsqualität für die betroffenen onkologischen Patienten und deren Angehörige sicher zu stellen, begann die DGOP in Abstimmung mit den Landesapothekerkammern und der ABDA sowie mit Unterstützung der DKG 2010 mit gezielten Informations- und Fortbildungsveranstaltungen für alle Apothekenmitarbeiter.
Durch die Schulungen der DGOP werden insbesondere Apotheker und PTA in Offizin und Krankenhaus sensibilisiert, die bisher wenig mit onkologischen Therapien zu tun hatten, jedoch die pharmazeutische Betreuung onkologischer Patienten verbessern und Informations- und Beratungsangebote für Menschen mit Krebs in Apotheken schaffen wollen.
Ausgehend von Auftaktveranstaltungen in jedem Kammerbereich wurden bundesweit Fortbildungen zur Vertiefung ausgewählter onkologisch-pharmazeutischer Themen angeboten und durch Schulungen zum Thema "Orale Krebstherapie - sicher und effektiv" sowie Zertifikatskurse ergänzt.
Auftakt
Inhalte der Auftaktveranstaltung waren eine allgemeine Einführung zu Information, Beratung und pharmazeutischer Betreuung onkologischer Patienten in der Apotheke, das Nebenwirkungsmanagement mit konkreten Empfehlungen und dem Fokus auf besonders belastende Nebenwirkungen einer Chemotherapie wie Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Fatigue, Schleimhautschädigungen oder Hautreaktionen sowie Interaktionen mit oralen Krebsmedikamenten.
Die Auswertung der Evaluationsbögen der Teilnehmer an den Auftaktveranstaltungen ergab den Wunsch nach einer Vertiefung folgender pharmazeutisch-onkologischer Themen (Abb.).
Vertiefung
Inhalte der vertiefenden Folgeveranstaltungen waren gemäß der erwähnten Teilnehmerwünsche detailliertere Informationen zu Arzneimittelinteraktionen in der Onkologie, Nebenwirkungen der Krebstherapie an Haut und Schleimhaut und Prophylaxe und Therapie von Übelkeit und Erbrechen sowie Fatigue. Diese Inhalte wurden anhand konkreter pharmazeutisch-onkologischer Fallbeispiele vermittelt.
Arzneimittelinteraktionen in der Onkologie:
Das Risiko für Arzneimittelinteraktionen in der Onkologie steigt nicht nur durch die zunehmende Fülle und Komplexität antitumoraler Therapien. Onkologische Patienten erhalten häufig auch eine Supportivtherapie sowie Arzneimittel zur Behandlung von Komorbiditäten. Arzneimittelinteraktionen können sowohl die antitumorale aber auch die anderweitige Therapie bezüglich der Effektivität oder Toxizität beeinflussen. Gründe hierfür sind Veränderungen der Pharmakokinetik und/oder der Pharmakodynamik der verabreichten Arzneistoffe. Aber es gilt auch, Interaktionen zwischen antitumoralen und supportiven Arzneimitteln mit beispielsweise Nahrungsmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln oder "harmloser" Selbstmedikation wie Ingwer und Johanniskraut zu berücksichtigen.
Nebenwirkungen der Krebstherapie an Haut und Schleimhaut
Auch unter einer oralen Krebstherapie können Schleimhautzellen im Mund- und Rachenbereich geschädigt werden. Da die Mukositis im oberen Gastrointestinaltrakt zu den wichtigsten frühen Nebenwirkungen einer Tumortherapie zählt und häufig dosislimitierend ist, haben prophylaktische Maßnahmen einen hohen Stellenwert, die es im pharmazeutischen Beratungsgespräch zu unterstützen gilt. Neben der allgemein als Nebenwirkung der Krebstherapie bekannten Alopezie gewinnen neuartige Formen kutaner Nebenwirkungen (z.B. Akne/Rash, Hand-Fuß-Syndrom) an Bedeutung. Kenntnis der und Beratung zu therapie-, patienten- und tumorbezogenen Risikofaktoren, Symptomen, prophylaktischen und therapeutischen Maßnahmen sowie von internationalen Empfehlungen zur Thematik sind wichtig für das Management dieser Nebenwirkungen.
Prophylaxe und Therapie von Übelkeit und Erbrechen sowie Fatigue
Für die onkologischen Patienten zählen heute noch immer Übelkeit und Erbrechen sowie Fatigue zu den gefürchteten Nebenwirkungen. Die Einteilung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen nach zeitlichen Gesichtspunkten, Leitsymptome und Therapie der Fatigue, therapie- und patientenbezogene Risikofaktoren und Grundsätze der Antiemese waren ebenso Inhalte der Schulungen wie die daraus resultierenden Aufgaben des Apothekers in Offizin und Krankenhaus in Prophylaxe und Therapie von Übelkeit und Erbrechen. - Bundesweite Schulungen "Orale Krebstherapie - sicher und effektiv durch gemeinsame Beratung"
ab Herbst 2011
Diese Schulungen stellen die Weiterentwicklung der Fortbildungskampagne aus dem Jahr 2010 dar. Die Inhalte wurden neu in drei thematische Schwerpunkte gegliedert und um die praktische Anwendung des vorbereiteten pharmazeutisch-onkologischen Betreuungstools (Patientenbegleitheft, Arzneimittel-Templates, Dokumentation für die Apotheken, Patienten-Fragebogen zur Messung der Lebensqualität) ergänzt.
Die Schulungen unterstützen Apotheker und PTA in Offizin und Krankenhaus, die zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit in der oralen Krebstherapie beitragen und Informations- und Beratungsangebote für Menschen mit Krebs in Apotheken schaffen wollen. Die Teilnehmenden werden auf dieser Basis einen aktiven Beitrag für die Verbesserung der pharmazeutischen Betreuung ihrer onkologischen Patienten vor Ort leisten können.
Teil 1: Grundlagen oraler Tumortherapie
Die Einführung in die Grundlagen der oralen Tumortherapie beinhaltet sowohl die Prozesse der Tumorentstehung, die Methoden der Tumorerkennung, die Prinzipien der Tumortherapie als auch die gesundheitspolitische, ökonomische und soziale Bedeutung onkologischer Erkrankungen.
Aufgrund der Kenntnis der Tumorerkrankung, der Pharmakologie der verordneten oralen Krebsmedikamente und der relevanten Supportivtherapien können patientenindividuelle Empfehlungen gegeben und dokumentiert werden. [Dauer: 2h]
Teil 2: Handhabung oraler Krebsmedikamente
Die Beurteilung des Gefährdungspotentials und Kenntnis der geltenden arbeitsschutz-rechtlichen Bestimmungen sind Voraussetzungen für die Organisation eines sicheren Umgangs mit oralen Krebsmedikamenten a) bei der Annahme, Lagerung, Abgabe und Entsorgung in der Apotheke und b) bei der Entwicklung von Vorschlägen zur Handhabung der oralen Krebsmedikamente sowie kontaminierter Materialien beim Patienten. Ergänzend werden Hinweise zur Arzneimittelapplikation oraler Krebsmedikamente bei besonderen Patientengruppen (z.B. Kinder, Patienten mit einer Sonde) gegeben. [Dauer: 1,5h]
Teil 3: Pharmazeutisch-onkologische Praxis
Die Überprüfung der Verordnung des Arztes über orale Krebsmedikamente, die Beratung von Ärzten, Pflegenden und Patienten hinsichtlich Anwendung, Wirkungen und Nebenwirkungen der oralen Krebsmedikamente und deren Begleitmedikation stehen ebenso im Mittelpunkt der Schulung wie die Identifizierung von Problemfällen im Rahmen des pharmazeutischen Beratungsgespräches.
Abschließend wird das Konzept der pharmazeutischen Betreuung onkologischer Patienten unter Nutzung des seit September 2011 im Internet bereitgestellten datenbankgestützten Pharmazeutisch-onkologischen Betreuungstools PoB-DGOP® (u.a. mit Arzneimittel-Monografien, standardisierten und validierten produktbezogenen Patienteninformationen sowie Dokumentationshilfen für die Apotheke) praxisnah vorgestellt. [Dauer: 4,5h]